Salzburger Stier

2018

Preisträger:innen

WER NICHTS WEISS, MUSS ALLES GLAUBEN. Wie man Photonen betrunken macht, physikalisch richtig Nüsse knackt und wo im Universum die beste Supererde zu finden ist – die Science Busters wissen es. Immerhin verstehen sie sich universumweit als die erste Adresse für alle Fragen, die seit der Erdentstehung vor 4,5 Milliarden Jahren noch offen sind. Und: die Science Busters führen auf spektakuläre Weise zusammen, was für lange Zeit und zu Unrecht getrennt war: Humor und Fakten, Wissenschaft und Satire.

Das Wissenschaftskabarett wurde 2007 von den beiden Physikern Heinz Oberhummer und Werner Gruber und dem Kabarettisten Martin Puntigam gegründet, um Wissenschaft für alle auf möglichst höchstem performativen, wissenschaftlichen und humoristischen Niveau zu bieten. Nach dem Tod von Heinz Oberhummer im November 2015 hat sich die Science Busters-Familie neu formiert, ist grösser geworden und tritt in wechselnder Besetzung auf.

Das Stammteam der Kelly Family der Naturwissenschaft bilden der Astronom und Science Blogger Dr. Florian Freistetter, der Mikrobiologe und Professor für Wissenschaftskommunikation an der Karl-Franzens-Universität Graz Prof. Dr. Helmut Jungwirth und schliesslich Martin Puntigam, der Master of Ceremony. Puntigam ist seit 1989 als Kabarettist höchst aktiv: 12 Soloprogramme, 35 Projekte mit den Science Busters und 20 Jahre Radiosatire in unterschiedlichen Formaten liegen bereits hinter ihm. Die launige, unverbindliche Pointe steht nicht auf seinem Spielplan.

Martin Puntigams Satire trifft dort, wo es sich sein Publikum zu gemütlich eingerichtet hat. Im Team der Science Busters sorgt er für die aufklärerische Note und dafür, dass die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf der Bühne nicht in völlig unverständlichen Fachjargon abgleiten. Unlängst wurde er als erster Kabarettist mit dem «Inge Morath-Preis für Wissenschaftspublizistik» ausgezeichnet. Die Beschäftigung mit der Wissenschaft hat sich für ihn gelohnt, denn seit 2016 ist der Medizin-Studienabbrecher Universitäts-Lektor an der Universität Graz.

Komplettiert wird das Science Busters Team mit der Verhaltensbiologin Dr. Elisabeth Oberzaucher, dem Chemiker Dr. Peter Weinberger, dem Molekularbiologen Martin Moder sowie dem Kabarettisten Günther Paal alias Gunkl. In verschiedenen Programmen und in wechselnden Besetzungen stehen sie seither neben Martin Puntigam auf der Bühne, immer unter dem Motto: «Wissenschaft für alle. Farbenfroh, lehrreich und unterhaltsam!»

Mit ihren Programmen haben die Science Busters neue Massstäbe für das Wissenschaftskabarett gesetzt. Nach einer massgeschneiderten Choreographie, bei der Martin Puntigam der Wissenschaft mit Ironie und Hausverstand begegnet, bleibt bei den Science Busters keine Frage offen. Lustige Wissenschaft auf höchstem Niveau.

Dass Spitzenkabarettisten ihre eigene Sprache und Form entwickeln, gehört zum Showgeschäft dazu, dass sie gleich ein eigenes Genre erfinden, bleibt eher die Ausnahme.

Das Musik-Duo Pigor & Eichhorn – bestehend aus Thomas Pigor und Benedikt Eichhorn – sind eine Ausnahmeerscheinung in der Kabarettlandschaft, und ihr eigenes Medium ist der «Salon-Hip-Hop». Dahinter verbirgt sich ein deutsches «Chanson à texte», das die elegante, kantige oder nach Bedarf brachiale Wortsatire zu immer neuen Höhen führt.

Ihre Satire ist stets aktuell und meidet weder gesellschaftliche noch politische, weder profane noch vermeintlich sakrale Themen, die aber in einer Weise durchdekliniert werden, wie es nur Pigor & Eichhorn in Punkto Inhalt, Durchdringung, Vertiefung, Überraschung, Drehung und Wortwitz gelingt.

Musikalisch zwängen sich Pigor & Eichhorn für ihre Kunst nie ins «kleine Schwarze», sondern wählen eine spannende Kombination aus quietschbunten Hemden, Chapeau Claque und Cowboy Boots. Dementsprechend finden sich Pop, Jazz, Schlager und Mitsing-Hymne genauso wie Bänkelsang und Ernst-Busch-Gedächtnis-Lied im Repertoire, wenn Thomas Pigor seinem Publikum seine stakkato-artigen, höchst kunstvollen Textungetüme um die Ohren haut und Benedikt Eichhorn ihn auf, am und unter dem Klavier begleitet. Dazwischen beharken sich beide auf derart schräge und atemlos intelligente Weise, dass das Zwerchfell kaum hinterherkommt.

Da Pigor & Eichhorn dieses aussergewöhnliche Niveau seit über 20 Jahren nicht nur halten, sondern stets zu neuer Blüte bringen, sind sie die deutschen Preisträger des Salzburger Stieres 2018.

Christoph Simon wurde 1972 in der Schweiz geboren, genauer gesagt in Langnau im Emmental. Bevor ihn das Schreiben und Reisen in Besitz nahm, besuchte er in Bern die Swiss Jazz School. Seither steckt die Welt in seinen Figuren und die Musik in seinen Sätzen. Christoph Simon wurde 2014 und 2015 gleich zweimal in Folge Schweizer Meister im Poetry Slam. Seit 2015 entdeckte er die Bühne auch als erzählender Satiriker und Kabarettist. Er gewann 2015 die «Sprungfeder» der Oltner Kabarett-Tage, ab 2018 tourt er mit seinem dritten Solo-Programm «Der Richtige für fast alles» durch die Schweiz und durch Deutschland.

Simons Bühnentexte tauchen tief ein in den Alltag von Studenten-WGs, in beispielhafte Eheszenen und allzu menschliche Freundeskreise. Mittlerweile ein Markenzeichen geworden ist auch seine leise Zurückhaltung auf der Bühne, zumal Selbstentlarvungen und Sticheleien gegen Konventionen dadurch umso kräftiger nachwirken. «Die Zeit» bescheinigte Christoph Simon denn auch eine geradezu «betörende Präsenz». Wie erstklassig das Schreibhandwerk dieses Gesellschaftskenners ist, erfährt man nicht zuletzt bei der Lektüre seiner mittlerweile fünf Romane, seiner Kinderbücher und Gedichte. Die Schweizer Jury erklärt den scharfsichtigen Christoph Simon einstimmig zum Gewinner des Salzburger Stiers 2018.

Kontakt:
Rainer von Arx
0041 (0)62 207 00 15
rainer.vonarx@kunstprojekte.ch

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